Dienstag, 5. Mai 2020

Das Märchen von den Hoffnungssteinen



Es war einmal ein kleiner Junge, der lebte in einem großen Land. Alles in diesem Land war grau, und trostlos. Und auch die Menschen dort waren traurig und verschlossen.

Eines Tages bat er seinen Großvater. „Großvater, erzähl mir von früher, wie war es, als alle noch fröhlich und voller Hoffnung waren?“ Und der Großvater ging an seinen Schrank und holte ein kleines Kästchen heraus. Er hielt es verborgen, wie einen Schatz. In dem Kästchen lag ein kleiner bunt angemalter Stein. „Großvater, was ist das?“ fragte der kleine Junge. „Das“, antwortete der Großvater, „das ist ein Hoffnungsstein. Weißt Du, nicht immer waren wir so, wie wir jetzt sind, so voller Traurigkeit, ohne Hoffnung und Vertrauen. Es gab eine Zeit, da waren wir fröhlich und freundlich zueinander, da sahen wir alles voller Hoffnung und alles strahlte um uns herum. Und das lag an den Hoffnungssteinen. Sieh, hier, der kleine Stein, er ist bunt bemalt, auf meinem kannst du einen Engel sehen. Komm setz dich zu mir und ich erzähle dir seine Geschichte: …“

In einem kleinen Dorf lebten vor langer, langer Zeit viele fröhliche Zwerge. Immer, wenn sie einander begegneten oder dem anderen eine Freude bereiten wollten, schenkten sie diesem einen Hoffnungsstein. Das beschenkte Zwerglein freute sich, lächelte, weil ihn der Hoffnungsstein so fröhlich machte und weil er wusste, der andere mag mich, so wie ich bin. So war es immer. Immer, wenn ein Zwerglein einen schönen Stein fand, dann hob er ihn auf und nahm ihn mit nach Hause. Am Abend saßen die Zwerge dann in ihren Häusern und malten die Steine bunt an. Jeder Zwerg schenkte dem anderen einen Hoffnungsstein und bekam auch immer wieder einen geschenkt. Und die kostbaren Steine der Hoffnung gingen niemals aus. Manchmal, wenn gerade niemand unterwegs war, dann legten die Zwerge auf die Wege, an die Bäume oder zwischen die bunten Blumen ihre Hoffnungssteine ab. Diese leuchteten dann und strahlten in alle Richtungen ihre Hoffnung aus.

In der Nähe der frohen, kleinen Zwerge lebte aber ein finsterer Riese. Voller Ärger und schlechter Laune beobachtete er die Zwerge mit ihrer Hoffnung und Fröhlichkeit. Er konnte die Freundlichkeit und das liebevolle Miteinander der kleinen Zwerge nicht verstehen und missgönnte ihnen ihre Fröhlichkeit und Hoffnung.

Als nun eines Tages ein Zwerg durch den Wald marschierte und gerade überall seine bunten Hoffnungssteine verteilte, traf er den Riesen und überreichte ihm gleich einen Stein, damit er auch fröhlich und voller Hoffnung sein könne. Doch dieser wollte den Stein nicht, sondern flüsterte dem Zwerg ins Ohr: „Verschenke du nur Deine Steine an alle und jeden und lege sie überall hin, dann hast Du bald selbst keine mehr und wirst ohne Hoffnung und Freude durchs Leben gehen". Das stimmte zwar nicht, denn jedes Mal, wenn der kleine Zwerg einen Stein gegeben hatte, bekam er einen wieder zurück. Aber die Worte des finsteren Riesen gingen dem Zwerglein nicht mehr aus dem Kopf. Bald verschenkte es keine Steine mehr und legte auch nirgendwo mehr Steine hin. Und so tat es nicht nur unser Zwerglein, nein, bald machten es ihm die anderen Zwerge nach. Doch nicht nur das, auch die Steine an den Bäumen, bei den Blumen und auf den Wegen verschwanden. Nun schlichen die kleinen Zwerge nachts durch die Straßen und sammelten heimlich die Steine auf. Und es dauerte nicht lange, da ging jeder seiner Wege ohne nach dem anderen zu sehen und das Lachen, die Hoffnung und Freude verschwanden aus ihrem Leben. Jeder kümmerte sich nur noch um das Anhäufen seiner Steine.

Doch anstatt sich die Steine zu Hause anzuschauen und ihre Häuser damit zu dekorieren, verschlossen die Zwerge die Steine in kleinen und großen Kisten. NIEMAND sollte auch nur einen Blick auf sie werfen können. Jetzt herrschte unter dem einst so fröhlichen, hoffnungsvollen und liebenswerten Volk nur noch Missmut, Verschlossenheit, Freudlosigkeit und Neid. Jahrzehnte gingen ins Land. Die Zwerge hetzten durch das Leben. Sie schauten nicht nach rechts und nicht nach links. „Hilf dir selbst und du hast ein gutes Werk getan“, das war ihr neues Lebensmotto.

Aber irgendwo schlummert noch immer die Geschichte von den Hoffnungssteinen. Mein Großvater hatte sie von seinem Vater, dieser wieder von seiner Mutter. Und er erzählte mir „das Märchen von den Hoffnungssteinen“, so, wie ich es nun dir erzählt habe. Damit legte der Großvater den Hoffnungsstein wieder zurück in das Kästchen, verschloss dieses, ging an den großen Schrank und stellte die Schatzkiste wieder zurück an ihren Platz.

Und ihr? Habt ihr vielleicht auch schöne Steine im Garten oder auf den Wegen? Dann sammelt sie und verteilt sie bei euch im Dorf, lasst sie hoffnungsvoll und bunt erstrahlen, so wie es bei dem Volk der kleinen glücklichen Zwerge war.
Wir laden euch. Verteilt eure angemalten Steine bei euch im Ort und schickt ein Foto an uns. Eure Fotos werden dann auf der Seite der Jugendkirche zu sehen sein.

Viele Freude beim Malen und Verteilen wünschen euch die Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen des Kirchenkreises Köthen

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