Oah, ganz langsam
wacht Paulchen auf. Wo ist er nur gelandet? Es ist ganz dunkel um ihn herum. Er
öffnet langsam seine Augen und versucht etwas zu sehen. Mit seinen Händen
tastet er vorsichtig um sich herum. Er spürt viele kleine Erdklumpen. Warm und
feucht fühlt es sich an. Langsam gewöhnen sich seine Augen an die Dunkelheit.
Neugierig beginnt Paulchen zu klettern. Puuuuuhhhh ist das anstrengend. Mühsam
ist es und immer wieder bekommt er kleine Erdklumpen in Mund und Augen. Doch
plötzlich kann er stehen.
Was ist denn das?
Wo ist er denn jetzt? Eine Art Gang? – Langsam geht Paulchen den Gang entlang.
Da, da hinten bewegt sich etwas. „Hallo, wer bist du denn?“, ruft er der
merkwürdigen Gestalt zu. „Ich? Ich bin Willi Regenwurm.“
„Was machst du
hier?“, fragt Paulchen. „Ich lebe hier.“ – „Was, hier unten im Dunkeln?“ – „Ja,
das Sonnenlicht auf der Erde ist nicht gut für mich. Und außerdem ist es da
oben ganz schön gefährlich.“ – „Gefährlich?“, Paulchen schüttelt den Kopf. Er
findet es auf der Erde spannend. Es gibt doch so viel zu entdecken.
„Wieso ist es
denn auf der Erde gefährlich?“, fragt er Willi neugierig. „Na weißt du nicht,
dass ich die Lieblingsspeise von Vögeln bin? Und ich kann doch nicht sehen,
also bin ich da oben blind den Vögeln ausgeliefert. Nein, nein, da bleibe ich
lieber hier unten. Und jetzt muss ich weiter. Tschüüß, war nett dich
kennengelernt zu haben.“ –
Mit diesen Worten
macht sich Willi wieder auf den Weg. „Warte!“, ruft Paulchen ihm hinterher,
„Warte doch! Machst du denn nie eine Pause?“. Doch Willi kriecht weiter und
Paulchen bleibt nichts Anderes übrig, als hinterher zu laufen. Als er Willi
eingeholt hat, schaut dieser ihn an. „Ich bin einfach immer hungrig.“,
entschuldigt sich Willi. „Dafür lieben mich die Menschen. Weil ich immer Hunger
habe, grabe ich die Erde mit meinen Gängen um und lockere so den Boden.“ –
„Außerdem muss ich dauernd mal.“ – gesteht Willi beschämt und verschwindet um
eine Ecke.
Verwirrt läuft
Paulchen weiter und sucht nach einem Weg nach oben.
Plötzlich stößt
er auf eine eigenartige Zwiebel. „Wie siehst du denn aus?“, fragt Paulchen.
„Na, was denkst du denn, ich wachse.“ – sagt Zwiebelchen. „Du wächst?“, Paulchen
findet das komisch. „Ja“, sagt Zwiebelchen. „Jetzt im Frühling wird es hier
unter der Erde schön warm. Durch den Frühlingsregen bekommen meine Wurzeln
Wasser und Nährstoffe und so wird bei mir die Lust am Wachsen geweckt.“
„Kannst du die
Sonne nicht riechen?“ – „Ach, ich habe so eine Lust, da oben rauszugucken und
die Welt zu entdecken. Kommst du mit?“ – Und bei diesen Worten wächst plötzlich
ein kleiner grüner Trieb aus Zwiebelchen heraus und bohrt sich seinen Weg nach
oben durch die Erde. Paulchen klettert so schnell er kann hinterher.
Die Sonne hier
unter der Erde spüren, fragt er sich die ganze Zeit, bleibt auf einmal stehen
und setzt sich hin. Als Zwiebelchen das merkt, fragt sie ihn: „Warum kletterst
du nicht weiter?“ – „Ach, ich wollte mal versuchen, ob ich auch die Sonne hier
unten spüren kann, so wie du.“ – „Aber irgendwie geht es nicht.“, setzt er
traurig hinzu.
Zwiebelchen
drückt ihn an sich und sagt: „Ach du Dummerchen, du bist doch keine Pflanze.
Wir Frühlingsblumen warten den ganzen Winter darauf, dass es endlich warm wird.
Wenn dann die Sonne die Erde erwärmt und der Frühlingsregen uns Nahrung bringt,
dann kribbelt es so sehr in uns, dass wir es nicht mehr erwarten können und an
die Oberfläche klettern.“
„Komm schon, lass
uns nachschauen, was es dort oben alles zu sehen gibt.“ Zwiebelchen gibt
Paulchen einen Kuss und klettert weiter. Paulchen ist ganz rot geworden. Zum
Glück sieht mich niemand, denkt er. Schnell klettert er hinter Zwiebelchen her.
Da wird es mit
einem Mal immer heller und heller unter der Erde und auch immer wärmer. Das ist
die Sonne, jubeln Paulchen und Zwiebelchen um die Wette. Mit einem Jubelschrei
brechen sie aus der Erde hervor.
Paulchen schaut
sich um, oooohhhhh ist das schön hier draußen. Alles wirkt so frisch und jung.
Er sucht nach
Zwiebelchen und ihm bleibt vor Erstaunen der Mund offenstehen. Soooo schöööön
sieht Zwiebelchen aus. Vor ihm öffnen sich die Blütenblätter ganz zart und
jung. So ein schönes helles Lila hat er noch nie gesehen. Und die zarten weißen
Streifen.
Hach,
Paulchen ist ganz verzückt. „Zwiebelchen“, stottert er. „Zwiebelchen, du bist
ja wunderschön.“ – Zwiebelchen ist ganz glücklich und umarmt Paulchen mit ihren
vielen langen schmalen Blättern. Gemeinsam machen sie es sich auf der grünen Wiese
gemütlich und genießen die warmen Frühlingssonnenstrahlen.