Dienstag, 7. April 2020

Paulchen und der kleine Krokus



Oah, ganz langsam wacht Paulchen auf. Wo ist er nur gelandet? Es ist ganz dunkel um ihn herum. Er öffnet langsam seine Augen und versucht etwas zu sehen. Mit seinen Händen tastet er vorsichtig um sich herum. Er spürt viele kleine Erdklumpen. Warm und feucht fühlt es sich an. Langsam gewöhnen sich seine Augen an die Dunkelheit. Neugierig beginnt Paulchen zu klettern. Puuuuuhhhh ist das anstrengend. Mühsam ist es und immer wieder bekommt er kleine Erdklumpen in Mund und Augen. Doch plötzlich kann er stehen.

Was ist denn das? Wo ist er denn jetzt? Eine Art Gang? – Langsam geht Paulchen den Gang entlang. Da, da hinten bewegt sich etwas. „Hallo, wer bist du denn?“, ruft er der merkwürdigen Gestalt zu. „Ich? Ich bin Willi Regenwurm.“

„Was machst du hier?“, fragt Paulchen. „Ich lebe hier.“ – „Was, hier unten im Dunkeln?“ – „Ja, das Sonnenlicht auf der Erde ist nicht gut für mich. Und außerdem ist es da oben ganz schön gefährlich.“ – „Gefährlich?“, Paulchen schüttelt den Kopf. Er findet es auf der Erde spannend. Es gibt doch so viel zu entdecken.

„Wieso ist es denn auf der Erde gefährlich?“, fragt er Willi neugierig. „Na weißt du nicht, dass ich die Lieblingsspeise von Vögeln bin? Und ich kann doch nicht sehen, also bin ich da oben blind den Vögeln ausgeliefert. Nein, nein, da bleibe ich lieber hier unten. Und jetzt muss ich weiter. Tschüüß, war nett dich kennengelernt zu haben.“ –

Mit diesen Worten macht sich Willi wieder auf den Weg. „Warte!“, ruft Paulchen ihm hinterher, „Warte doch! Machst du denn nie eine Pause?“. Doch Willi kriecht weiter und Paulchen bleibt nichts Anderes übrig, als hinterher zu laufen. Als er Willi eingeholt hat, schaut dieser ihn an. „Ich bin einfach immer hungrig.“, entschuldigt sich Willi. „Dafür lieben mich die Menschen. Weil ich immer Hunger habe, grabe ich die Erde mit meinen Gängen um und lockere so den Boden.“ – „Außerdem muss ich dauernd mal.“ – gesteht Willi beschämt und verschwindet um eine Ecke.

Verwirrt läuft Paulchen weiter und sucht nach einem Weg nach oben.

Plötzlich stößt er auf eine eigenartige Zwiebel. „Wie siehst du denn aus?“, fragt Paulchen. „Na, was denkst du denn, ich wachse.“ – sagt Zwiebelchen. „Du wächst?“, Paulchen findet das komisch. „Ja“, sagt Zwiebelchen. „Jetzt im Frühling wird es hier unter der Erde schön warm. Durch den Frühlingsregen bekommen meine Wurzeln Wasser und Nährstoffe und so wird bei mir die Lust am Wachsen geweckt.“

„Kannst du die Sonne nicht riechen?“ – „Ach, ich habe so eine Lust, da oben rauszugucken und die Welt zu entdecken. Kommst du mit?“ – Und bei diesen Worten wächst plötzlich ein kleiner grüner Trieb aus Zwiebelchen heraus und bohrt sich seinen Weg nach oben durch die Erde. Paulchen klettert so schnell er kann hinterher.

Die Sonne hier unter der Erde spüren, fragt er sich die ganze Zeit, bleibt auf einmal stehen und setzt sich hin. Als Zwiebelchen das merkt, fragt sie ihn: „Warum kletterst du nicht weiter?“ – „Ach, ich wollte mal versuchen, ob ich auch die Sonne hier unten spüren kann, so wie du.“ – „Aber irgendwie geht es nicht.“, setzt er traurig hinzu.

Zwiebelchen drückt ihn an sich und sagt: „Ach du Dummerchen, du bist doch keine Pflanze. Wir Frühlingsblumen warten den ganzen Winter darauf, dass es endlich warm wird. Wenn dann die Sonne die Erde erwärmt und der Frühlingsregen uns Nahrung bringt, dann kribbelt es so sehr in uns, dass wir es nicht mehr erwarten können und an die Oberfläche klettern.“

„Komm schon, lass uns nachschauen, was es dort oben alles zu sehen gibt.“ Zwiebelchen gibt Paulchen einen Kuss und klettert weiter. Paulchen ist ganz rot geworden. Zum Glück sieht mich niemand, denkt er. Schnell klettert er hinter Zwiebelchen her.

Da wird es mit einem Mal immer heller und heller unter der Erde und auch immer wärmer. Das ist die Sonne, jubeln Paulchen und Zwiebelchen um die Wette. Mit einem Jubelschrei brechen sie aus der Erde hervor.
Paulchen schaut sich um, oooohhhhh ist das schön hier draußen. Alles wirkt so frisch und jung.

Er sucht nach Zwiebelchen und ihm bleibt vor Erstaunen der Mund offenstehen. Soooo schöööön sieht Zwiebelchen aus. Vor ihm öffnen sich die Blütenblätter ganz zart und jung. So ein schönes helles Lila hat er noch nie gesehen. Und die zarten weißen Streifen.

Hach, Paulchen ist ganz verzückt. „Zwiebelchen“, stottert er. „Zwiebelchen, du bist ja wunderschön.“ – Zwiebelchen ist ganz glücklich und umarmt Paulchen mit ihren vielen langen schmalen Blättern. Gemeinsam machen sie es sich auf der grünen Wiese gemütlich und genießen die warmen Frühlingssonnenstrahlen.

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